Längst über­fäl­lig – näm­lich ein­ein­halb Jahre nach dem Gip­fel in Hei­li­gen­damm – wur­den die voll­kom­men halt­lo­sen 129a-Ver­fah­ren gegen G8-Geg­ne­rIn­nen end­gül­tig ein­ge­stellt.


In den frü­hen Mor­gen­stun­den des 09.05.2007 dran­gen 900 Po­li­zis­tIn­nen auf An­wei­sung der Bun­des­an­walt­schaft in 40 Woh­nun­gen, linke Pro­jek­te und Büros ein, durch­such­ten sie und be­schlag­nahm­ten un­ge­heu­re Men­gen an Akten, Com­pu­tern und an­de­ren Un­ter­la­gen. Be­trof­fen waren in ers­ter Linie öf­fent­lich ar­bei­ten­de linke Pro­jek­te in Ber­lin und Ham­burg, aber auch sol­che in Bre­men, Schles­wig-Hol­stein, Bran­den­burg und Nie­der­sach­sen. An­lass die­ser Groß­raz­zia war die gro­tes­ke Kon­struk­ti­on der Bun­des­an­walt­schaft, G8-Geg­ne­rIn­nen hät­ten zum Zwe­cke der ko­or­di­nier­ten Ver­hin­de­rung des Tref­fens der ein­fluss­reichs­ten In­dus­tri­e­na­tio­nen der Welt eine „ter­ro­ris­ti­sche Ver­ei­ni­gung“ (§129a) ge­grün­det.

Nun hat die Ham­bur­ger Staats­an­walt­schaft alle seit­her an­hän­gi­gen Ver­fah­ren gegen ins­ge­samt 18 Glo­ba­li­sie­rungs­geg­ne­rIn­nen ein­ge­stellt: Der Tat­ver­dacht habe nicht aus­ge­reicht, „um An­kla­ge zu er­he­ben“. Damit wurde das be­reits im De­zember 2007 ge­trof­fe­ne Ur­teil des Bun­des­ge­richts­ho­fes be­stä­tigt, wo­nach diese bun­des­wei­te Re­pres­si­ons­maß­nah­me rechts­wid­rig ge­we­sen sei, da weder Pa­ra­graf 129 noch 129a (kri­mi­nel­le bzw. ter­ro­ris­ti­sche Ver­ei­ni­gung) zur An­wen­dung kom­men könne.

Die­ser Fall zeigt wie­der ein­mal, dass der Gum­mi­pa­ra­graf 129ff prak­tisch aus­schließ­lich Er­mitt­lungs­zwe­cken dient. Diese mit hohem or­ga­ni­sa­to­ri­schen, in­fra­struk­tu­rel­len und jus­ti­zi­el­len Auf­wand be­trie­be­ne po­li­zei­staat­li­che Maß­nah­me ver­folg­te nicht pri­mär das Ziel, eine ver­meint­li­che „ter­ro­ris­ti­sche Ver­ei­ni­gung“ aus­zu­he­ben, son­dern soll­te ein­mal mehr po­li­ti­sche Struk­tu­ren durch­leuch­ten, prä­ven­tiv kri­mi­na­li­sie­ren und Er­stel­lung eines lin­ken Sze­ne­pro­fils er­mög­li­chen. Auch wenn die­ser Zweck er­füllt wurde, wer­ten wir die staats­an­walt­schaft­li­che Ein­stel­lung als Er­folg.

In den seit­her ver­gan­ge­nen ein­ein­halb Jah­ren konn­te staat­li­cher­seits zu kei­nem Zeit­punkt be­legt wer­den, womit die An­grif­fe auf jene unter Ter­ro­ris­mus­ver­dacht ge­stell­ten Zu­sam­men­hän­ge ju­ris­tisch zu be­grün­den seien. Trotz­dem hat die dabei er­ho­be­ne Flut an Daten selbst­ver­ständ­lich Ein­gang ge­fun­den in den staat­li­chen Da­ten­pool, der per­spek­ti­visch dazu ge­nutzt wer­den kann, auf­kei­men­den Wi­der­stand unter Kon­trol­le zu hal­ten.

Die Rote Hilfe e.V. pro­tes­tiert noch­mals gegen alle staat­li­chen Ver­su­che, den le­gi­ti­men Wi­der­stand gegen den G8-Gip­fel zu kri­mi­na­li­sie­ren. Sie wird sich wei­ter für die Ab­schaf­fung der Er­mitt­lungs­pa­ra­gra­fen 129, 129a und 129b ein­set­zen.

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